Insektenfütterung - Was muss die Anlage können?
Nicht immer so einfach wie es aussieht
Anlagen zur Fütterung von Insekten – ob flüssig oder trocken – sind exakt auf die Größe der Insektenmast auszulegen; zudem sollte die Option bestehen, zu einem späteren Zeitpunkt eine Erweiterung vorzunehmen. Da genaueste Aufzuchtbedingungen und akribische EU-Vorschriften einzuhalten sind, muss die Anlage diese auch umsetzen können. Es ist eine optimale Qualität und eine einwandfreie Hygiene für den Einsatz der Insekten als Futtermittel zu gewährleisten.
Kriterien
Zuallererst stellt sich die Frage, welche Insekten in welcher Trailgröße gemästet werden sollen. Denn je nach Insekt sind unterschiedliche Anforderungen an die Technik umzusetzen. Folgende Rahmenbedingungen sind beispielsweise optimal zur Zucht von
Soldatenfliegenlarven
- Umgebungstemperatur zwischen 27°C und 30°C
- gute Belüftung (bei > 1.000 Larven in einer Aufzuchtbox entstehen Temperaturen von über 50 °C)
- Nahrungsquelle - organische Materialien unter Beachtung futtermittelrechtlicher Vorgaben
- Ständige Verfügbarkeit von Nahrung (Umsetzung von bis zu 50 % des Futters in neue Körpermasse)
- Saugfähiges Futter- und Aufwuchs-Substrat (Abgabe von Stoffwechselprodukten und Flüssigkeiten
Mehlwürmer
- Umgebungstemperatur zwischen 20 C° und 23 C° und hohe Luftfeuchtigkeit
- wechselwarmes Insekt - Aktivität abhängig von Umgebungstemperatur (Hitzetod ab vier Stunden bei 42°C, bei 10°C Entwicklungsstopp)
- gute Belüftung zur Vermeidung von Schimmelbildung, Milbenbefall und Hitzestaus
- vorzugsweise abgedunkelte und geschlossene Bereiche (Staub!)
- mehrere Behälter für alle 3 Entwicklungsstadien
- Nahrungsquelle Kleie, Getreide – Feuchtfutter (täglich zu wechseln, um Schimmel- Milbenbefall zu vermeiden)
- Nach gehaltener Menge und Größe der Box von täglich bis einmal wöchentlich (Larven überstehen bis zu neun Monaten ohne Nahrung, kältetolerant)
Der Einbau eines Lüftungssystems für den gesamten Haltungsraum erweist sich als sinnvoll und je Art auch als unabdingbar. Es sorgt für einen stetigen Austausch der Umgebungsluft und versorgt die Tiere mit Frischluft.
Ein ausreichender Abstand der Haltungsbehälter zueinander fördert den Abtransport der warmen und feuchten Luft, die in der Fütterungszeit, während der Häutung und Verpuppung permanent entsteht. Für industrielle Zwecke ist in der Kombination mit der Luftzirkulation im gesamten Haltungsbereich eine kontrollierte Steuerung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit notwendig.
Prozessoptimierung
Die Prozessautomatisierung ermöglicht in diesem Zusammenhang als Querschnittstechnologie in allen verfahrenstechnischen Industrien die Gestaltung einer wirtschaftlichen, aber auch umweltgerechten und sicheren Produktion. So wird durch eine Automatisierung eine ganzheitliche Gesamtlösung zugänglich, die die Insektenzucht innerhalb einer Produktionslinie möglich macht. Erst das Zusammenspiel aller involvierten Prozessierungseinheiten ermöglicht den Zugang zu Lösungen eines Scale-Ups durch z. B. parallele Zucht- bzw. Transportbänder, so dass eine definierte Durchsatzrate erzielt werden kann und damit die Wirtschaftlichkeit der Prozessierung gegeben ist.
Die Minimierung von Arbeitskraft und die Optimierung der Prozesse stehen im Mittelpunkt der Anlagenkonzeption sowie durchgängige und zuverlässige Abläufe, die eine gleichbleibende Qualität garantieren.
Hohes Maß an Hygiene notwendig
Je größer die Farm ist, desto mehr wächst die Gefahr, dass Krankheiten eingeschleppt werden und die Prozesse gestört werden. Die komplette Fütterungstechnik muss hygienisch einwandfrei konzipiert sein, damit keine Krankheiten, Pilze oder Bakterien in die Mast eingeschleppt werden.
Es wird bereits an diagnostischen Frühwarnsystemen gearbeitet, um sie in die Anlagentechnik zu integrieren.
Dosierung kleinster Mengen
Die absolute Genauigkeit der Futterausdosierung ohne Rückstände (Kleckern bei der trockenen oder flüssigen Dosierung) spielt eine entscheidende Rolle. Berücksichtigt werden sollte zugleich die Zugabe von Minimalmengen in flüssiger oder trockener Form, z.B. von erforderlichen Additiven.
An dieser Stelle ist die Genauigkeit der Zugaben von großer Bedeutung: Bei einem ausgewachsenen Rind von 600 kg mag die Gabe eines Mikrogrammes Medikament – außer aus Kostensicht – kaum ins Gewicht fallen, einen Mehlwurm von 0,5 Gramm bringt ein Mikrogramm Zuviel im Futter schlichtweg um. Dabei ist die Zugabe von Additiven wichtig, denn bei der Fütterung von Mast-Insekten können verschiedene Probleme auftreten – beispielsweise Schimmelbildung, Parasitenbefall oder Krankheiten. Auch die Zugabe von Wasser bzw. Feuchtigkeit will genauesten bemessen sein. Weitere Vorgaben:
- einfache, von TEWE programmierte Bedienbarkeit der Anlagen
- niedrige Kosten
- leistungsfähige Zerkleinerung sowie Misch- und Dosiertechnik
- unterbrechungsfreie Logistik von Anfang bis Ende mittels halbautomatischer oder vollautomatisch gesteuerter Abläufe
- höchste Hygiene in allen Phasen.
Mindestanforderungen
Die Mindestanforderungen an Fütterungsanlagen für Insekten, um erfolgreich und gemäß EU-Normen Insekten züchten zu können, umfassen mehrere technische und hygienische Aspekte. Hier sind die wichtigsten Anforderungen:
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Technische Anforderungen
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- Präzise Dosierung: Die Fütterungsanlagen müssen in der Lage sein, die Futtermenge exakt zu dosieren. Dies ist entscheidend, um die gleichmäßige Versorgung der Insekten mit Nährstoffen sicherzustellen.
- Automatisierung: Vollautomatische oder halbautomatische Systeme sind bevorzugt, um die Effizienz zu maximieren und menschliche Fehler zu minimieren.
- Homogenität des Futters: Systeme zur gründlichen Durchmischung der Futterchargen (Rührwerke und Pumpprogramme) sind notwendig, um eine gleichmäßige Nährstoffverteilung sicherzustellen.
- Anpassungsfähigkeit: Die Anlagen müssen sowohl für kleine als auch für große Insektenfarmen anpassbar sein.
- Vielseitigkeit: Die Fähigkeit, verschiedene Futterarten (flüssig und trocken) und unterschiedliche Nährstoffzusammensetzungen bereitzustellen.
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Hygienische Anforderungen
- Reinigungsprogramme: Gründliche automatische Reinigungs- und Spülprogramme sind erforderlich, um die hohen Hygienestandards zu erfüllen und die Ausbreitung von Krankheitserregern zu verhindern.
- Materialien: Die Verwendung von Materialien, die leicht zu reinigen und desinfizieren sind, wie Edelstahl, ist notwendig.
- Vermeidung von Verunreinigungen: Systeme müssen so konzipiert sein, dass keine Verunreinigungen durch tropfendes oder verschüttetes Futter entstehen.
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Prozess- und Datenmanagement
- Dokumentation: Umfassende Prozessdokumentation ist notwendig, um die Rückverfolgbarkeit und Einhaltung von Standards zu gewährleisten.
- Zentrale Steuerung: Zentrale Steuerungssysteme für alle Fütterungsprozesse und -kurven sind wichtig, um die Effizienz und Genauigkeit zu maximieren.
- Datenmanagement: Leistungsfähiges Prozess- und Datenmanagement zur Überwachung und Optimierung der Fütterungsprozesse.
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EU-Normen und Vorschriften
- HACCP-Konzept: Implementierung eines HACCP-Konzepts (Hazard Analysis and Critical Control Points), um die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten.
- Verordnungen: Einhaltung spezifischer EU-Verordnungen für die Zucht und Verwendung von Insekten als Futtermittel, wie z.B. die Verordnung (EU) 2017/893, die den Einsatz von Insektenproteinen in der Aquakultur regelt.
- Zulassungen und Zertifizierungen: Fütterungsanlagen und Produktionsstätten müssen den Anforderungen der EU hinsichtlich Zulassungen und Zertifizierungen entsprechen.
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Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte
- Ressourceneffizienz: Die Fütterungsanlagen sollten ressourceneffizient arbeiten, um den ökologischen Fußabdruck der Insektenzucht zu minimieren.
- Nachhaltige Futtermittel: Verwendung von nachhaltigen und lokal verfügbaren Futtermitteln, die die Umwelt weniger belasten.